fnb eJournal
01/25
Inhaltsverzeichnis

Exergames in der Dialyse:
Bewegung, die Leben verändert

Zusammenfassung

Die Integration von körperlicher Aktivität während der Hämodialyse bietet erhebliche gesundheitliche Vorteile für chronisch nierenkranke Patienten. In diesem Artikel wird untersucht, ob Exergames (multimediale, sensorbasierte Trainingsformen) eine praktikable und effektive Methode darstellen, um die körperliche Leistungsfähigkeit und Lebensqualität von Dialysepatienten zu steigern. Der Artikel basiert auf der Facharbeit von Kerstin Willems, die 2023 an der Universitätsmedizin Essen ihre Fachweiterbildung Pflege in der Nephrologie erfolgreich abgeschlossen hat.

dialysepatient spielt während der dialyse bowling an einer spielekonsole
Abbildung: Dialysepatient beim Spielen eines Bowling-Spiels auf einer Konsole während der Dialyse. (Foto KI generiert)

Warum Bewegung während der Dialyse entscheidend ist

Die Bedeutung körperlicher Aktivität für chronisch nierenkranke Patienten ist seit Jahren bekannt. Dennoch bleibt diese Patientengruppe oft unterversorgt, wenn es um regelmäßiges Training geht, insbesondere während der Dialysesitzungen. Bewegung während der Dialyse trägt dazu bei, die körperliche Leistungsfähigkeit zu verbessern und die langfristigen gesundheitlichen Risiken zu reduzieren, die durch mangelnde Aktivität entstehen. Studien haben gezeigt, dass regelmäßige Bewegung das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen senken kann, eine der häufigsten Todesursachen bei Dialysepatienten (Alves Rodrigues et al., 2015).

Darüber hinaus wirkt sich Bewegung positiv auf die mentale Gesundheit aus. Patienten, die regelmäßig körperlich aktiv sind, berichten von einer besseren Lebensqualität und weniger Symptomen von Depression und Angst. Während der Dialyse können Bewegungsprogramme helfen, die oft als eintönig empfundene Behandlungszeit sinnvoll zu nutzen und die Patienten stärker in ihre Therapie einzubinden.

Exergames, also spielerische Bewegungsprogramme, könnten hier eine innovative Lösung darstellen. Sie kombinieren Spaß und Bewegung und bieten eine Möglichkeit, die Motivation der Patienten langfristig aufrechtzuerhalten. Ziel dieses Artikels ist es, die Möglichkeiten und Herausforderungen bei der Integration von Exergames in den Dialysealltag darzustellen.

Die Bedeutung körperlicher Aktivität für chronisch nierenkranke Patienten ist seit Jahren bekannt. Dennoch bleibt diese Patientengruppe oft unterversorgt, wenn es um regelmäßiges Training geht, insbesondere während der Dialysesitzungen. Exergames, also spielerische Bewegungsprogramme, könnten hier eine innovative Lösung darstellen, um Patienten zu motivieren und gleichzeitig gesundheitliche Vorteile zu erzielen. Ziel dieses Artikels ist es, die Möglichkeiten und Herausforderungen bei der Integration von Exergames in den Dialysealltag darzustellen.

Exergames: Die Verbindung von Spiel und Therapie

Exergames kombinieren körperliche Bewegung mit spielerischen Elementen. Systeme wie die Nintendo Wii oder Virtual-Reality-Plattformen nutzen Sensoren, um Bewegungen der Spieler in Echtzeit auf virtuelle Figuren zu übertragen. Dadurch wird nicht nur körperliche Aktivität gefördert, sondern auch der Spaßfaktor gesteigert. Studien zeigen, dass Exergames insbesondere bei älteren und chronisch kranken Patienten die Motivation erhöhen und gleichzeitig physische Fähigkeiten wie Balance, Koordination und Ausdauer verbessern können (Hyeyoung & Kyeong-Yae, 2014; Alves Rodrigues et al., 2015).

Wie Pflegekräfte Exergames erfolgreich umsetzen können

Die Einführung von Exergames in den Dialysealltag erfordert eine durchdachte Planung. Wichtig ist eine individuelle Anpassung der Programme an die körperlichen Voraussetzungen und Einschränkungen der Patienten. Vor Beginn sollte eine medizinische Abklärung erfolgen, um Risiken zu minimieren (Fuhrmann et al., 2006). Physiotherapeutische Anleitung während der ersten Sitzungen kann hilfreich sein, um die richtige Durchführung der Übungen sicherzustellen (Hyeyoung & Kyeong-Yae, 2014). Technische Anforderungen wie die Einrichtung der Geräte und die Bereitstellung eines geeigneten Raumes müssen ebenfalls berücksichtigt werden.

Pflegekräfte sollten eine aktive Rolle bei der Implementierung von Exergames übernehmen, angefangen bei der Organisation der technischen Voraussetzungen bis hin zur direkten Unterstützung der Patienten während der Übungen. Regelmäßige Schulungen sind notwendig, um die Bedienung der Geräte zu verstehen und Sicherheitsrisiken zu minimieren. Pflegekräfte sollten die Fortschritte der Patienten dokumentieren und bewerten, um das Training gegebenenfalls anzupassen und den größtmöglichen Nutzen zu gewährleisten.

Eine zentrale Aufgabe ist die Motivation der Patienten. Viele Patienten könnten anfängliche Bedenken oder Unsicherheiten bezüglich der Nutzung der Exergames haben. Pflegekräfte sollten daher einfühlsam agieren, um Vertrauen aufzubauen und die Teilnahme langfristig sicherzustellen. Hierbei können Erfolgsgeschichten und positive Rückmeldungen anderer Patienten hilfreich sein.

Die Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen, wie Ärzten und Physiotherapeuten, spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Durch interdisziplinäre Abstimmung können die Trainingsprogramme optimal auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Patienten zugeschnitten werden. Zusätzlich können Pflegekräfte durch den Einsatz von Exergames ihre eigenen Kompetenzen erweitern und neue Technologien in ihren Arbeitsalltag integrieren. Dies trägt nicht nur zur professionellen Weiterentwicklung bei, sondern stärkt auch die Rolle der Pflege im interdisziplinären Team (Jahn et al., 2012).

Ein Gewinn für alle: Vorteile von Exergame

Exergames bieten sowohl für Patienten als auch für Pflegekräfte zahlreiche Vorteile. Für Patienten sind sie eine Möglichkeit, körperliche Defizite auszugleichen und neue Fähigkeiten zu entwickeln. Studien zeigen, dass regelmäßige Bewegung während der Dialyse den Muskelabbau verlangsamt, die kardiovaskuläre Fitness verbessert und die allgemeine Mobilität steigert (Alves Rodrigues et al., 2015). Auch das Wohlbefinden wird erhöht, da die spielerischen Elemente von Exergames Spaß und Abwechslung in den oft monotonen Dialysealltag bringen. Sozial fördern Exergames die Interaktion mit anderen Patienten und reduzieren so das Gefühl von Isolation.

Vorteile der Exergames für Patienten:
  • Steigerung der Lebensqualität durch physische Aktivität (Alves Rodrigues et al., 2015).

  • Reduktion von Erschöpfungssymptomen (Hyeyoung & Kyeong-Yae, 2014).

  • Förderung sozialer Integration (Jahn et al., 2012).

Für Pflegekräfte bieten Exergames eine sinnvolle Möglichkeit, die Zeit während der Dialyse zu strukturieren. Effizient genutzte Arbeitszeit bedeutet weniger Stress und eine bessere Planung der Patientenversorgung. Die Gesundheitsfortschritte der Patienten, wie eine verbesserte Mobilität oder weniger Pflegebedürftigkeit, wirken sich positiv auf die Arbeitsbelastung aus. Zudem fördern Exergames die Weiterentwicklung der fachlichen Kompetenzen von Pflegekräften, da der Umgang mit innovativen Technologien geschult wird. Dies stärkt nicht nur die berufliche Zufriedenheit, sondern auch die Bindung zu den Patienten.

Vorteile der Exergames für Pflegekräfte:
  • Effizientere Arbeitszeitgestaltung (Fuhrmann et al., 2016).

  • Reduzierter Pflegeaufwand durch stabilere Patienten (Fuhrmann et al., 2006).

  • Stärkung der fachlichen Kompetenzen (Hyeyoung & Kyeong-Yae, 2014).

  • Verbesserung der Patientenbindung (Jahn et al., 2012).

Ein Blick in die Zukunft: Was Exergames noch leisten können

Exergames bieten eine innovative Möglichkeit, die körperliche Fitness und Lebensqualität von Hämodialysepatienten zu steigern. Die Kombination aus körperlicher Bewegung, sozialer Interaktion und spielerischer Motivation macht sie zu einer wertvollen Ergänzung der Therapie. Zukünftige Entwicklungen könnten sich auf die Integration neuer Technologien wie Virtual Reality und individualisierte Trainingskonzepte konzentrieren, um die Effektivität weiter zu steigern (Hsiao-Yu et al., 2018).

Die Einführung solcher Programme in den klinischen Alltag erfordert Engagement von Fachpersonal und Klinikleitung, bietet jedoch die Chance, die Betreuung von Dialysepatienten nachhaltig zu verbessern.

Autorenangaben:
Frau Kerstin Willems
Universitätsklinikum Aachen
Fachpflegekraft Nephrologie, ehemalige Weiterbildungsteilnehmerin in der FWB Nephrologie in der Universitätsmedizin Essen


Literaturverzeichnis

Alves Rodrigues, G. A., De Souza Felipe, D., De Souza, A., PT, & PhD. (2015). Acute cardiovascular responses while playing virtual games simulated by Nintendo Wii. Journal of Physical Therapy Science, 27(9), 2849-2851.

Fuhrmann, I., Daul, A. E., Degenhardt, S., & Krause, R. (2006). Strukturiertes Training während der Hämodialyse. Dustri Verlag Dr Karl Feistle.

Fuhrmann, I., Degenhardt, S., Anding-Rost, K., & Krause, R. (2016). Strukturiertes Training während der Hämodialyse. atp Verlag GmbH.

Hyeyoung, C., & Kyeong-Yae, S. (2014). The effect of a virtual reality exercise program on physical fitness, body composition, and fatigue in hemodialysis patients. Journal of Physical Therapy Science, 26, 1661-1665.

Jahn, P., Lakowa, N., Landenberger, M., Vordermark, D., & Stoll, O. (2012). InterACTIV: an exploratory study of the use of a game console to promote physical activation of hospitalized adult patients with cancer. Oncology Nursing Forum, 39(2), E84-E90.

Hsiao-Yu, C., Shu-Ching, C., et al. (2018). Effect of a Virtual Reality-Based Exercise Program on Fatigue in Hospitalized Taiwanese End-Stage Renal Disease Patients Undergoing Hemodialysis. SAGE Journals.

Inhaltsverzeichnis fnb eJournal 01/25
  • Cover der Ausgabe
  • Grußwort
  • Editorial
  • Exergames in der Dialyse: Bewegung, die Leben verändert
  • Dialysebehandlung im Schlaf: Eine Alternative zur Tagesdialyse?
  • Selbstbestimmung bis ans Lebensende: Advanced Care Planning in der Dialyse
  • Sind Diabetiker unter Peritonealdialysebehandlung anfälliger für die Entwicklung einer Peritonitis als PD-Patienten, bei denen kein Diabetes vorliegt?
  • Redaktionelles Team
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